Foto: Ulla Evers

Visitation in Meinersen

22. September 2021

Aufgaben und Verantwortungen auf viele Schultern verteilt

Etwa alle sechs Jahre besucht die Superintendentin jede Gemeinde im Kirchenkreis. Eine Woche lang lernt sie Themen, Initiativen und Gruppen in der Gemeinde kennen, sie tauscht sich aus und berät. Hierbei ist Meinersen eine Gemeinde mit besonderer Ausprägung.

Das Gemeindeleben wird von fünf Säulen getragen: Gemeinschaft, Nachfolge, Anbetung, Dienst und Evangelisation. Die Anfangsbuchstaben bilden das Wort GNADE und unter jedem Begriff ist ein Teil des Gemeindelebens strukturiert. So werden alle Aktivitäten in der Gemeinde in einen Bezug zum christlichen Glauben gesetzt. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gelegt.

Für alle Bereiche gibt es sogenannte Leitungsteams, zusammengesetzt aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Diese wiederum sind Ansprechpartner für die vielen Engagierten der Gemeinde, für Besuchsdienst, Frühstück, Spielkreis, Finanzen, Technik bis hin zur Gemeindebriefredaktion. Jeder kann sich einbringen.

Pastor Oliver Flanz erinnert sich: „Als ich vor 10 Jahren hier her kam, war so viel zu tun aber auf so wenig Schultern verteilt, der Kirchenvorstand war sich einig: Das mussten wir ändern.“

Gleichzeitig geht die Gemeindeleitung bewusst auf Mitglieder zu, schaut wer welche Fähigkeiten besitzt und motiviert zur Mitarbeit und Verantwortungsübernahme im entsprechenden Bereich. Dabei soll der Einstieg möglichst niederschwellig sein. Die Leute sollen Spaß haben und sich mit Herzblut ihrer Sache widmen können. Heute zählt die Gemeinde etwa 250 ehrenamtliche Mitarbeitende. Lähmende Formalia wie Gremien, Tagesordnungen und Protokolle spielen eine untergeordnete Rolle. Daher soll in nächster Zeit geprüft werden, wie die Kommunikation und der Informationsfluss untereinander sowie zum Kirchenvorstand trotzdem gesichert werden kann – auf frische und kreative Art. Denn es zeigt sich, beim Zusammenkommen der Ehrenamtlichen herrscht eine ausgelassene und wache Stimmung. Und es gibt viele Angebote und Projekte in Meinersen. „Wir müssen aber auch flexibel bleiben und Dinge auch wieder aufgeben können,“ betont Edda Paulsen, die sich seit langem im Hauskreis, im Besuchsdienst und im Gemeinschaftsteam engagiert.

Doch wie jede Gemeinde hat Meinersen auch ihre Herausforderungen zu meistern. Zum einen eine praktische: Die denkmalgeschützte Kirche ist recht klein und kann die etwa 200 Gottesdienstbesucher sonntags bei weitem nicht fassen. Im Sommer wird daher auf Open-Air -Veranstaltungen auf dem weitläufigen Gelände hinter der Kirche ausgewichen. Mit Corona ist dies ohnehin die sicherste Lösung. Dafür wurde im letzten Jahr in wetterfeste Technik für Bühne, Musik und Livestream-Übertragung investiert.

Bei schlechtem Wetter wird der Saal im Dorfgemeinschaftshaus ebenfalls gern genutzt. Doch viele Gemeindemitglieder wünschen sich eine Vergrößerung der St. Georgkirche. Möglich ist aber auch, die Nachbargemeinden zu besuchen. Leiferde etwa verfügt über eine große Kirche. Oder Angebote für Spiritualität und Gemeinschaft außerhalb des Sonntagsgottesdienstes zu nutzen.

Zum anderen ist es wichtig, neben der in Meinersen praktizierten freikirchlichen Ausprägung andere Formen von christlichem Glauben und Spiritualität zuzulassen und anzuerkennen. „Die Offenheit für Zugezogene, für Kirchenfernere und für andere kirchliche Glaubenspraxis wie etwa in den Nachbargemeinden darf nicht verloren gehen,“ betont Sylvia Pfannschmidt. Die vielen Engagierten und Teams werden mit ihrer Kreativität und dem familiären Miteinander auch diese Herausforderung meistern. Denn „vieles entsteht auch spontan durch den Austausch in den Gruppen,“ weiß Jan-David Paulsen, ebenfalls aktiv. Die Energie und Schaffenskraft ist unter den vielen Ehrenamtlichen stark zu spüren. Sie kennen sich, bringen sich ein und tauschen sich aus.

Viele Menschen unterstützen die Gemeinde auch auf anderem Wege: Großzügige Spenden haben die technische Ausstattung auf dem Außengelände ermöglicht. Ebenfalls wird die Arbeit mit Jugendlichen, unter anderem durch die Finanzierung der Diakoninstelle stark gefördert. Vielen Dank auch dafür.