Dieter Rudolph geht in den Ruhestand

28. März 2023

Mitten durch die Fülle des Lebens...

Dieter Rudolph, zuletzt als Vertretungspastor in Wahrenholz tätig, geht Ende April in den Ruhestand. Und blickt mit ein paar persönlichen Zeilen auf seinen ereignisreichen Lebensweg zurück:

„Du willst die Fülle des Lebens mir geben, du bist der Weg und die Wahrheit, das Leben“ – Dieser Taizé- Gesang, so oft in der Bursfelder Kloster-Kirche gesungen, spricht mir aus dem Herzen, ja bringt es auf den Punkt, wenn ich auf mein berufliches Leben zurückschaue.

Meine Kindheit und Jugend als Pastorensohn in Buer bei Melle: mit Kindergottesdienst, in der Ev. Jugend, den Dümmerzeltlagern seit 1968, auf dem Bolzplatz meines Vereins SuS 27 Buer, in der Gospelgruppe seit 1974, im Kirchenchor unter der Leitung meiner Mutter - ja und fast nebenbei das Abi auf dem Meller Gymnasium gemacht - nicht gut, aber auskömmlich. Es folgte ein erfülltes, ereignisreiches Theologie-Studium in Erlangen, Wien, Tübingen und Göttingen. Die Frau meines Lebens lernte ich gleich in Erlangen kennen; über mehr als drei Jahrzehnte sind Ulrike und ich durch Dick und Dünn gegangen, haben zeitweise auch das Pfarramt geteilt und sind v. a. gemeinsam Eltern von drei prächtigen Kindern geworden, zuletzt sogar vierfache Großeltern.

Herrlich: Jazz auf den Kirchentagen seit 1987 und „Jazz in der Kirche“ als Examensthema, eine lebenslange Leidenschaft. Es folgten berufliche Stationen als Gemeindepastor in Northeim, Hannover-Misburg und Gehrden bei Hannover, im funktionalen Dienst als Studierenden- und Hochschulpastor in Osnabrück, als Pilgerpastor der Landeskirche speziell für den Pilgerweg Loccum-Volkenroda, zwischendurch und zuletzt war ich Vertretungspastor in den Kirchenkreisen Burgdorf, Burgwedel und Gifhorn.

Manchmal drängt sich mir mit Richard David Precht die Frage auf, wer ich eigentlich sei und wenn ja, wie viele. Auf jeden Fall war ich seit meiner Ordination im Februar 1992 verordneter Diener des Wortes Gottes. Außerdem bin ich, gesegnet und gesendet, mehrfach dem Tod von der Schüppe gesprungen ... schon als Kindergartenkind mit dem luftbereiften Roller, gerade noch vor einem quietschend bremsenden Auto weggekommen; in heftigen Unterzuckerungen seit 1978; und als Pilger auf dem irischen Wicklow Way südlich Dublin im Herbst 2013 bei der Highspeed-Wolfsattacke, frontal angegangen, für Sekunden Aug in Aug mit dem menschenscheuen Tier!

Und immer wieder habe ich wunderbare Gottesdienste miterlebt und mitgestaltet, beherzt Projekte angegangen wie 2003 den wieder eingeführten Hochschulgottesdienst in St. Katharinen Osnabrück, die Pilgerreisen mit der dortigen Studierenden-Gemeinde, die spirituellen Tankorte auf dem Hannoverschen Ehrenamtstag 2010 und zuletzt in St. Nicolai & St. Catharinen Wahrenholz.

Dankbar bin ich für die vielen Fort- und Weiterbildungen, etwa 2006-08 zur Begleitung von Exerzitien im Alltag, die Klinische Seelsorge-Ausbildung (KSA) 2012/13 und 2016, seit 2007 immer wieder Übungen zur Liturgischen Präsenz, zuletzt in Wittenberg 2016. Ich könnte hier noch Theologen und Musiker nennen, die mich beflügelt und geprägt haben: Komm sag es allen weiter: Friedrich Walz, mein Studierendenpfarrrer in Erlangen, Ich-möcht-das-einer-mit-mir-geht, so Kurt Rose und Vater-unser-Vater-im Himmel: Ernst Arfken in Göttingen, vor allem aber den wunderbaren Ephatha-Band-Leader Wolfgang Teichmann und den Jazzposaunist Albert Mangelsdorff (1928-2005), einer meiner musikalischen Heros, in seinen letzten Jahren ein väterlicher Freund.

Das Datum meiner Pensionierung lag lange Jahre in weiter Ferne, um nicht zu sagen: im nächsten Jahrtausend. Nun ist es plötzlich, wenngleich nicht ganz unerwartet, soweit. Dankbar bin ich und staune über die Fülle, wie sie sich nach dem Pilgermotto ergeben hat: Schritte werden Weg.

Der Jubilate-Sonntag passt thematisch ganz wunderbar für meine Verabschiedung. Mein Herz jubelt und ich bin gespannt, was mich im Ruhestand erwartet. Das ist gewiss: die Fülle, weil ich mit Christus unterwegs bin, mein Weg, meine Wahrheit, mein (Über-)Leben.

Einladung

zur Verabschiedung mit Superintendentin Sylvia Pfannschmidt am Sonntag, den 30. April 2023 um 15 Uhr

in der Ev. luth. St. Nicolai- und Catharinen-Gemeinde, An der Kirche 5, 29399 Wahrenholz

Anschließend wird zu einem gemeinsamen Kirchenkaffee eingeladen. Um Anmeldung mit Angabe der Personenzahl wird gebeten bis zum 24.04.2023 in der Superintendentur.